Michel Houellebecq mag kein guter Schriftsteller sein. Aber immerhin hat er uns den Glauben an die Physiognomik zurückgegeben.




Die Presse über Rudolf Virchow: "Doch nicht in allem war er frei von den Irrtümern seiner Zeit."

Nie war mehr Selbstgerechtigkeit als heute.




Was Armin Laschet und Oskar Lafontaine (und einige andere zu klein geratene Männer) eint: eine bizarr destruktive Großmannsucht.






Was im Deutschen Fernsehen so nachhaltig verstört: dass Menschen sich so zahlreich für das Töten von Artgenossen begeistern lassen.



 

Beate Uhse – was für eine Biografie. Joseph Beuys – was für eine Scharlatanerie. 




Allein der Gestus vieler Geisteswissenschaftler hält vom Lesen ab. Die martialische Positur. Und dann - greifen sie zum beidhändigen Schwert, um einen Regenwurm zu teilen.





Wer darf Amanda Gorman übersetzen? 

Jeder.

(Grundgesetz Artikel 3)




 

"Wir Kinder vom Bahnhof Zoo". Neuverfilmung für Amazon im GNTM-Format. Germany's Next Top Junkie.





Was heute Satire war früher "Das Wort zum Sonntag".





Die Welt ist nicht so, wie ich sie sehe.






Schade, dass wir nie erfahren werden, wie ernst einst die Griechen ihre Götter nahmen. Und vice versa.





Wer könnte mich davon abhalten zu glauben, dass China genau das, die maximale Destabilisierung der Welt mittels eines biologischen Kampfstoffs, so gewollt hat? Wird die Vermutung dadurch glaubwürdiger, dass nur chinesische Behörden diesen Verdacht entkräften könnten?

Und was geschieht, wenn dieses Gerücht sich vom lokalen Markplatz der Verschwörungen viral über die Welt verbreitet?




Inversion: Wenn aus Kino Trash wird. Tenet: Eine dumpfe Abfolge von ballistischen und rhetorischen Karambolagen. Resultat: Schrott. 




Die gegenwärtig beste Satire-Sendung: Kulturzeit auf 3sat. Grandios gespielt die selbstgefällige Selbstgefälligkeit der Moderatorinnen*. Grandioser noch der schmerzhaft groteske Auftritt von Stuckrad-Barre als Stuckrad-Barre im imaginären Duett mit Martin Suter als Stuckrad-Barre.

 

 

 

Warum ist der Kapitalismus absoluter Systemsieger? Weil er die klügsten Kritiker hervorgebracht hat. Und die langlebigsten.




Priesteramt in Frauenhand – binnen kürzester Zeit wären die Kirchen moralisch und finanziell saniert.

 


Das ‚Geschlecht‘ ist keine Konstruktion, sondern ein Fluch, letztlich. Warum? Weil man ihm, aus welchem Antrieb heraus auch immer, nicht entkommen kann.

 


Wieso haben die Journalisten so viel Zeit, Bücher zu schreiben?



Die sozialen Medien sind nicht sozial, sondern asozial. Warum regt das so wenige auf? 




Hegels Geburtstag wird gefeiert wie immer: ohne Beteiligung des Publikums; und ohne Beteiligung Schopenhauers.



 

Privatisierung der Verkehrsregeln - Vergesellschaftung des Unfallrisikos.




Siegfried Unseld im Briefwechsel mit seinen Autoren Thomas Bernhard und Peter Handke: Der Respekt vor dem Verleger steigt, der vor den Autoren sinkt.




Wer Donald Trump verstehen will, der studiere Karl Mays verstreute Einlassungen zum Wesen des "Yankees".




Was derzeit so verstört: Alle sind einer Meinung mit sich selbst.




Der Vulgärfeminismus reproduziert die Hass-Reflexe der Rechten. Hier der „Fremde“ – dort der „Alte Weiße Mann“. Schuld sind die anderen. Die kapitalistische Misere wird archaisch personalisiert, nicht analysiert. Das zementiert die Zerstrittenheit. Zur Freude derer, die davon profitieren. Und das sind nicht nur alte weiße Männer. 




Shakira & J. Lo's FULL Pepsi Super Bowl LIV Halftime Show


"Der Auftritt hat jungen Mädchen signalisiert, die sexuelle Ausbeutung von Frauen sei in Ordnung."

A: Franklin Graham

B: Alice Schwarzer

C: Judith Butler




Eine mögliche Definition von Genie: Beliebige Folgen von Zahlen zu denken - und stets handelt es sich um Primzahlen.





Die Theoriehörigkeit der medialen, sich stets selbst präsentierenden Intelligenzija korreliert auffällig mit dem Aberglauben der sich im vage Gewußten verlierenden Öffentlichkeit. Die einen navigieren nach astrologischen Begriffen, die anderen nach dem "Ernährungskompass".





Peter Wohlleben: Vor lauter Wald die Bäume nicht sehen.




Carolin Emcke: Betreutes Denken.




ARD: Das Erste Deutsche Fernsehen. Komödie: "Zum Glück gibt's Schreiner". Fortsetzungen sind denkbar ...




Menetekel: Der Papst entschuldigt sich.




Eine Postkarte, die derzeit in Berlin kursiert: "tötet alle pestizide".




Moralischer Analphabetismus





„Einen Konkurrenten, einen Antagonisten zu haben, ist wichtiger als ein Vorbild zu haben.“                                              Edgar Wind



 

 


"Toy Story". Alle menschliche Hybris und aller menschlicher Humor drückt sich in einem Satz aus: "To Infinity and Beyond!". Buzz Lightyear




Nicht mehr aufzuhalten: Der soziale Klimawandel.



Das Versagen der Eliten wird von ihnen selbst als solches gar nicht mehr wahrgenommen.




"Down Girl": Die Logik der Misogynie gründet auf Büchern wie der "Logik der Misogynie". 




Wolf Biermann erzählt über sein Leben und seine Lieben. Erstaunlich für einen Liedermacher: Kein Satz ohne falschen Ton.




Angekommen: Banksy in Stuttgart.




Die Qualität einer Generation lässt sich vielleicht am sinnfälligsten an ihren weiblichen Idolen ablesen: Marlene Dietrich, Sophia Loren, Brigitte Bardot, Uschi Obermaier ...




Lässt sich an der Selbstmordrate die Qualität einer Gesellschaft bemessen? Oder nur die ihrer Statistiken? 2017 nahmen sich in Russland 300 Menschen je eine Million Einwohner das Leben. In Indien 153, in den USA 150, in Deutschland 147, in China 91.




Wer etwas über die toxische Wirkung der Eitelkeit erfahren will, lese Sloterdijks Aufzeichnungen "Neue Zeilen und Tage: Notizen 2011-2013".



Die ehemals satirisch gedachte Vermutung, Angela Merkel sei von der Stasi installiert worden, um Deutschland erneut zu zerreißen, gewinnt zunehmend an Plausibilität.



Woher der zunehmende Unmut über die 'Meinungsmacher'? Viel zu viele Journalisten benehmen sich wie Sozialpädagogen.



Die meisten Aha-Erlebnisse derzeit gründen in der Unbelesenheit der Erstaunten.



Überraschung: Pädophilie im George-Kreis




Die Kunst der Buchhaltung:

"Für die Traurigkeit selbst ist außerhalb des Schreibens Zeit genug."

                                                                          Franz Kafka

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Die vielen Geschichten, die gerade erzählt werden, werden gut erzählt - das macht sie nicht besser.





"Wir benutzen die Gelegenheit, erneut zum Ausdruck zu bringen, dass die Geringfügigkeit des Absatzes Ihrer Bücher uns die Freude an deren Zugehörigkeit zu unserem Verlag in keiner Weise mindert ..." Aus einem Brief des Verlegers Kurt Wolff an Franz Kafka, 1923.




Atomindustrie.

Über eine Million Tote nach dem Zweiten Weltkrieg. Millionen Verletzte, seelisch Versehrte, lebenslang Trauernde. Vernichtete Landschaften, verseuchte Luft, zerstörte Städte. Dabei gäbe es längst Alternativen. Warum regt sich hierzulande kein Protest gegen die Autoindustrie?




Es gibt ein klares Zeichen für den Anbruch des post-demokratischen Zeitalters: Der zunehmende Terror der Tugendwächter.




Eurovision Song Contest 2017. Der deutsche Beitrag: Levina "Perfect Life". Der Siegertitel: Salvador Sobrai "Amar Pelos Dois". Den Unterschied kann jeder heraushören: Fake emotions versus Fado. Die Globalisierung stößt musikalisch noch schneller an ihre Grenzen als politisch.




Die Rückkehr des Wolfs war gewollt. Nun reißt er Schafe. Das liegt in seiner Natur, entschuldigen ihn die Fürsprecher.




Wer Kitsch filmisch definiert wissen will: "Nocturnal Animals".




Unzeitgemäße Entrüstung: Die deutschen Medien sind sich einig in der Ablehnung Trumps. Als gelte es Hitler zu verhindern. Aber wir haben Hitler nicht verhindert. Weil damals - wie heute - nicht begriffen wurde, worin der Erfolg politischer Parvenüs begründet liegt: In der Arroganz der Eliten.





Der Kunstbetrieb: Pop-up Art. 




Wer derzeit die amerikanischen Intellektuellen sucht, findet sie in „La La Land“. Ein erschreckend harmloser Film. Papierne Charaktere, anämische Choreographie, extrem egogespreizt und unglaublich banal: Getanzter Foer.



Trump ist die Verkörperung des amerikanischen Traums. Hollywoods Akteure haben dem nichts entgegenzusetzen. Die Denker aus dem Silicon Valley schon gar nicht. Deren Timeline reicht nicht zurück bis in die Zeiten des Volkstribunats. Deswegen werden sie immer wieder von der Geschichte übertölpelt.



Der Schlaf der Vernunft ist es, der Ungeheuer gebiert. Nicht der Schlaf der Unvernunft. 


 


„Tony Erdmann“ eine Komödie? Gemessen an „Sein oder Nichtsein“, „Eins, Zwei, Drei“, dem „Stadtneurotiker“ oder „Ziemlich beste Freunde“? Nein. Eine Tragikomödie? Nein - keine moralische, keine metaphysische Fallhöhe. Zu medioker das Personal. Warum dann der Erfolg? Die Überlänge. Der Film inszeniert die allgegenwärtige Langeweile im Leben vieler mit solcher Betulichkeit, dass die Zuschauer sich nicht länger vom Leben betrogen glauben. Sie finden sich wieder im Geschehen, das keins ist – erschrecken, und lachen. Kein Lachen mehr von oben herab. Kein dialogisches Lachen. Der Humor liegt ausschließlich im Auge des Betrachters. Und verschwindet mit ihm. 



 

Luther? Der erste Schreibtischtäter der Geschichte, der seine Opfer nicht nach Hunderttausenden, sondern nach Millionen zählen kann.

Aber hierzulande wird das Denken gern von den Folgen des Denkens entkoppelt. Die Täter sind blamiert, die Denker salviert. Und so feiern sie ihn wortreich am Reformationstag, im Reformationsjahr, statt still der Toten der Religionskriege zu gedenken.



Metaphysik? Die kürzeste Strecke zwischen A und B ist niemals eine Gerade.



Demokratie? Dem Gegner Vernunft zubilligen. 




"Hinter jeder Krise steckt eine Geschäftsidee." Ich bin mir nicht sicher, ob sich dieser Lehrsatz schon bei Marx findet.



Verzehrbilanz

Im Zug an die Ostsee. Speisewagen, voll besetzt. Links hinter mir, an einem der großen Tische, ein namhafter deutscher Autor und zwei weibliche Verlagsangestellte. Das Gespräch wird sehr schnell sehr lebhaft, offensichtlich dem Publikum zuliebe, und bricht in den nächsten drei Stunden auch nicht ab. Es geht um den Ruhm des Autors und wie es dazu kam. Auftritt Kellnerin. Die erste Verlagsdame bestellt ein Brötchen mit Nutella. Ohne Getränk. Die zweite Verlagsdame bittet um einen Latte macchiato. Der Autor grübelt. Er hätte auch gern einen Kaffee … aber – welchen? Die Entscheidung zieht sich. Die weiblichen Verlagsangestellten würden gern helfen, wissen aber auch nicht weiter. Die Bedienung schweigt. Der Entschluss: „Ich hätte gern einen Kaffee nach Art eines Caffè americano?!“ „Wir sind hier in Deutschland“, belehrt die Bedienung und weist auf die Speisekarte, in der die Auswahl der heißen wie der kalten Getränke verzeichnet ist. Der Folgeentschluss: „Na ja, also dann einen gewöhnlichen Kaffee!“ Abgang Kellnerin. Große Heiterkeit bei dem namhaften Autor und den weiblichen Verlagsangestellten. Man amüsiert sich über die Einfalt des Bahnpersonals und die Provinzialität Ostdeutschlands. Dann wendet sich das Gespräch wieder der Literatur zu, insbesondere dem Ruhm des Autors, der sich schon gegen ganz andere Widrigkeiten durchzusetzen vermocht hat.

  

 



Als Touristen sind wir alle Nationalisten: Wir wollen in Avignon französische Lebensart genießen, in Oxford englische, in Florenz italienische, in Sevilla spanische - aber wehe, die Menschen vor Ort kämpfen um den Erhalt ihrer Lebensart. Dann gelten sie als rückständig.



Urban Gardening: Natürlich kann man Schrebergärtner auch Entschleunigungsartisten nennen.


Und Ausmalbücher für Erwachsene Enchanted Painting.


Und den wochenendlichen Rückzug aufs Land als ein Voran mit Rousseau und Thoreau.


Und Etikettenschwindel als Recht auf freie Deklaration.






Gewissensfragen: "Um Spendengelder für unser Tierheim zu sammeln, überlegen wir, Bio-Bratwürste zu grillen und zu verkaufen. Bei Festen aller Art erfreuen sich Bratwürste ja immer großer Beliebtheit, und der Erlös soll dazu beitragen, die hohen Kosten des Tierheims zu decken. Ist das ethisch in Ordnung?" - fragt Lars O. aus Gelsenkirchen Dr. Dr. Rainer Erlinger im Süddeutsche Zeitung Magazin.




Soll man sich mehr Sorgen über die Zukunft oder über die Vergangenheit machen?


 


 


 

Warum der Verlust der Gottes-Idee auch Nichtgläubige schmerzt? Weil sich nunmehr die Egos aufblähen.


 


 


 

Ich lauere zunehmend mehr auf das Fehlverhalten einzelner, weil ich über das Fehlverhalten aller so erbittert bin.


 


 


 

Wie die Menschen öffentliche Toiletten hinterlassen, sagt mehr über den Zustand einer Gesellschaft aus als alle Theorie.


 


 


 

"Ich glaube an Drachen. Ist das eine Religion?" Ben, sieben Jahre

Zitiert nach: "Ihr seid doch alle Mixer!" Die besten Kindersprüche. Hg. v. Ilka Heinemann, München 2012, S. 30


 


 


 


 

Pressefreiheit: Augstein in den Erinnerungen seiner Sekretärin und Hausdame Irma Nelles. Ergänzend Raddatz in seinen Tagebüchern. Hätte sich ein Politiker privat oder im Dienst so aufgeführt wie der Herausgeber des Spiegels, er wäre von der Medienmeute zerfetzt worden. 


 


 


Die Deutschen haben den schlimmsten Massenmord im 20. Jahrhundert zu verantworten. Und was ist ihr liebstes Vergnügen am Sonntagabend: Tatort.


 


 

 

Zoomania. Dschungelbuch. Zwei perfekt gemachte Filme. Eine gemeinsame Botschaft: Die Wildnis ist nur noch Projektionsfläche unserer verschämt kolonialistischen Export-Utopie eines globalisierten Humanismus. Das Bestialische der Natur, das Bestialische unserer Natur gerät völlig aus dem Blick. Was bei Walt Disney Illusion war ist nunmehr Ideologie.


 


 


 


 

Viele können schreiben. Wenige lesen. Die paradoxe Folge: Viele dicke Bücher.


 


 

 

Das Dilemma der Pop-Autoren: Sie verwechseln Präsenz mit Potenz.


 


 


 

Aus einem der Ablehnungsschreiben an George Orwell, dessen Manuskript „Animal Farm“ gleich von vier Verlegern abgelehnt wurde: „Es wäre weniger anstößig, wenn die herrschende Kaste in der Fabel nicht die Schweine wären.“

 


 

Träume sind das einzig verlässliche Vehikel des Fortschritts. Dito: Alpträume.

 


 

Broadway Therapy: Vorgeblich eine Hommage an Lubitsch, tatsächlich eine filmische Bankrotterklärung Hollywoods. Kein Witz zündet, keiner der Schauspieler ahnt auch nur, was eine Screwball-Comedy sein könnte. Beispielhaft unbeholfen der Starauftritt Tarantinos. Das große amerikanische Kind, dem Frankensteins Körper gegeben ward, tapst grinsend durchs Finale: not funny that way.

 

The Hateful Eight. Wieder ein Blutbad. Wieder ein Amoklauf des Regisseurs. Wieder: Grausamer Infantilismus. Tarantino: Das große amerikanische Kind – dem Frankensteins Körper und Draculas Blutdurst gegeben ward, auf dass er die Mitschüler auf dem Schulhof Pause für Pause ins Erschrecken versetze.

 

Guy Debord „Die Gesellschaft des Spektakels“: „Das Spektakel ist das Kapital in einem solchen Grad der Akkumulation, dass es zum Bild wird.“ Was immer das heißen mag, es scheint sich etwas Wahres dahinter zu verbergen. 


 


 


 

„Kafka hat nicht nur für uns gelitten, er hat sich auch für uns amüsiert.“ Milan Kundera


 


 

Der Schriftsteller Georges-Arthur Goldschmidt erzählt folgende Anekdote über Kafka, die seiner Schwester von der Frau des Philosophen Emil Utitz zugetragen worden sei: „Frau Utitz hat ihr erzählt, dass Kafka sonntags gern in der Umgebung spazieren ging, in die Dörfer rund um Prag. Und Kafka habe dabei Rad geschlagen, um die Leute zu provozieren. Er habe gern Faxen gemacht, und deshalb hat meine Schwester darauf bestanden, seine Texte wären nicht ernst zu nehmen.“

Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 195 

 


 

Fünfzehn Prozent der Milliarden Suchanfragen, die stündlich Google gestellt werden, wurden zuvor noch nie eingegeben. Woraus zu schließen ist - dass wir dank Google immer dümmer fragen.


 


 

Political correctness = Prohibition = Förderung krimineller Machenschaften.


 


 

Die Welt: „Emma“ analysiert die sexuelle Gewalt gegen Frauen mit kulturellen Hintergründen schon länger.

Alice Schwarzer: Bereits vor 20 Jahren hat ein Kölner Polizist zu mir gesagt: Frau Schwarzer, 70 bis 80 Prozent aller Vergewaltigungen in Köln gehen auf das Konto von Türken. Ich war entsetzt und habe geantwortet: Das müssen Sie unbedingt öffentlich machen! Denn auch ein Türke wird ja nicht als Vergewaltiger geboren. Das hat ja Gründe. Was ist los bei denen? Was können wir tun?

Doch es kam die klare Ansage: „No way, das ist politisch nicht opportun.“ Und genau diese Art politischer Correctness verschleiert die Verhältnisse. Reaktionärer geht es nicht.

http://www.welt.de/politik/deutschland/article151065691/Kalaschnikows-Sprengguertel-und-jetzt-die-sexuelle-Gewalt.html


 


 

Es gibt Meinungsmacher und folglich auch Meinungsopfer.


 


 

Welt am Sonntag: Haben Sie die "Unterwerfung" von Michel Houellebecq gelesen?

Pierre Bergé: Habe ich, aber für mich ist er kein bedeutender Autor, ich mag keine opportunistischen Schriftsteller. Das ist etwas leicht, sich heute eine Welt vorzustellen, in der ein Präsident Muslim ist oder ein Rechtsradikaler. Das ist ein Thema, das sich nicht für die Literatur eignet. Philosophen sollten sich damit auseinandersetzen, aber ich glaube nicht, dass das die Rolle eines Schriftstellers sein sollte.

http://www.welt.de/icon/article149178357/Die-Atmosphaere-in-Paris-ist-ziemlich-trostlos.html 


 


 

 


 

Interpretationsakte sind Paarungsakte. Wie jeder weiß, kann das schrecklich schief gehen.

 


 

Es soll Zeiten gegeben haben, da war gutes Essen so selbstverständlich, dass man sich nicht dauernd darüber unterhalten musste.

 


 

In Berlin leben viel zu viele Leute, aus denen nur etwas hätte werden können, wenn sie in Krähwinkel geblieben wären. Das spricht nicht gegen Krähwinkel.


 


 

Europa? Das ist der Kontinent, der einst in den Geschichtsbüchern Atlantis genannt werden wird.


 

"Möchtest du Antworten, ohne fragen zu müssen." Das ist die Formel des neuen Totalitarismus. "Google Now".


 

Es gibt nur ein Fortleben der Intelligenz, wenn die Intelligenz fortlebt. Leider ist das keine banale Feststellung mehr.

 


 

Phrasen versus Physik: Europa ist eines der letzten Rettungsboote der Menschheit. Natürlich können wir alle Ertrinkenden dieser Welt mit ins Boot nehmen. Dann geht es unter. Was wäre damit gewonnen?

 


 

So viele Missionare im Feuilleton. Ungläubiges Staunen über all dieses gläubige Staunen derzeit. Da kommt diese wiedergefundene

Meldung gerade recht - vor Jahren aus der Zeitung ausgeschnitten, aber aktueller denn je: "Der Computer des Lutherischen Weltbundes in Genf weigert sich, den theologischen Grundbegriff "Bekenntnis" aufzunehmen. Der Weltbund berichtete jetzt, eine Sekretärin habe mehrfach erfolglos versucht, diesen Begriff einzugeben. Von der verzweifelten Frau schießlich nach einem anderen Begriff für Bekenntnis gefragt, habe der Computer erwidert: 'Konfusion'."


 

Früher war es für Philosophen und Schriftsteller einfach, ihrer Zeit voraus zu sein. Heute können sie nur noch hinterher hecheln.

 

 

Wim Wenders wundert sich anlässlich seines 70. Geburtstages, warum er als Spielfilmer so erfolglos ist.

„Der Himmel über Berlin“. Ein kleines Programmkino in Heidelberg. Ich ging nach einer halben Stunde erbost hinaus. Verwirrt ist das bessere Wort. Verwirrt über so viel Kitsch. Und mehr noch über die Dankbarkeit des Publikums für diesen Kitsch. Aber Dankbarkeit ist eine sehr instabile Währung. Und nichts ist schlimmer dem Wandel der Zeiten unterworfen als Kitsch.

 

 

Das Berliner Paradox: Die Avantgarde kämpft für ihre Besitzstandswahrung.

 

 

Die Homogenisierung der Meinungen ist kein medialer oder gar demokratischer, sondern ein industrieller Prozess - er dient der Schaffung des Homo Digitalis. "Gleichschaltung" ... bald wird dieser Begriff nur noch als ein technischer verstanden werden. Totalitarismus wird zum Markenprodukt. "Apple" ist der Sündenfall. Wie stimmig dieses Logo gewählt war.

 

 

Kunst lebt nicht von den Künstlern, sondern von den Käufern. Je dümmer die Käufer, desto ... nein, nicht einfallsloser, desto origineller die Kunst, originell um jeden Preis. 

 

 

Die Mehrung der Identitäten mindert nicht das Risiko der Sterblichkeit.

Ein Persönlichkeitsverlust bleibt ein Verlust - ungeachtet

der Persönlichkeit, die verloren geht. Wobei …

 

Recht hat, wer sich im Recht glaubt. Das Denken derzeit ist um so theologischer d.h. emotionaler, je überforderter es sich glaubt. Die Adepten des Netzes wie auch die Macher orientieren sich nicht an den Geboten der Aufklärung, sondern an denen des Wiedertäufertums und anderer Erweckungsbewegungen.

 

 

Ein neuer Argumentationstypus: Das egalitäre Argument.

 

 

Dorothy Parkers Biographie verstört. Ein Veitstanz des Talents, das noch toxischer zu wirken scheint als das Gegengift Alkohol.

 

 

Belustigte Zuschauer. Ein Maulwurf irrt irrsinnig auf der Wiese umher, in einem sehr kleinen Kreis. Er findet den Weg nicht zurück.

 

 

Ein jüdischer Fluch scheint unaufhebbar: Nie wieder soll in den Theatern und Kinos dieser Welt eine gute deutsche Komödie zu sehen sein.

 

 

Klaus Maria Brandauer spielt Beckett "Das letzte Band". Wozu?

 

Brandauers Ruhm gründet in seiner Leiblichkeit. Er braucht keinen Text.

 

Becketts Nachruhm gründet auf -.

 

 

Roger Clarke stellt sein Buch „Naturgeschichte der Gespenster“ vor. Zwei Dutzend aufmerksame Zuhörer. Ein gut gelaunter Autor, der beflissen und höflich die in eifrigem Englisch gestellten Fragen beantwortet. Wenig Zweifel unter den Zuhörern, dass Gespenster wirklich existieren. Erheblicher Zweifel Clarkes an der Bildung – nein, nicht der Zuhörer, der Gespenster. Denn die Dialoge zwischen Jenseits und Diesseits sind allesamt erstaunlich nichtssagend.

 

Demnächst werden die übervorsorglichen Eltern hierzulande noch einen Bausparvertrag für die Baumhütte des Einziggeborenen abschließen.

 

 


Thomas Bernhard: "Die Macht der Gewohnheit". Öffentliche Probe im Berliner Ensemble: Claus Peymann entschuldigt sich aufgeräumt für das Provisorische des Geschehens. Der Hauptdarsteller gerade erst aus dem Krankenhaus zurück, der Zeitplan Makulatur, das Gelingen der Premiere in weiter Ferne. Nie war ein Regisseur wichtiger ... Er grimassiert, spricht den Text der Schauspieler mit, souffliert, ist in dionysischer Aufruhr. Er lebt und liebt dieses Stück. Er ahnt wirklich nichts von der Banalität Bernhards. Etliche applaudieren dem Klamauk.

 

 

 

Gestern im Vortrag eines bedeutenden Archäologen. Migrationsbewegungen in der Frühzeit der Menschheit. Erste Werkzeuge. Bestattungskulte. Zivilisation als Mobilitätsphänomen. Die Frage einer Zuhörerin, wie er denn aus der Warte des Historikers die Wanderungsbewegungen derzeit wahrnehme. Der Vortragende, sichtlich bemüht, der Fragestellerin zu gefallen, antwortete, es sei Gelassenheit angebracht, denn Völkerwanderungen habe es schon immer gegeben. Bin mir nicht sicher, ob die Römer der Ankunft der Vandalen auch so entspannt entgegen sahen.

 

 

Das World Wide Web maximiert inzwischen selbsttätig das kriminelle Potential der Webentwickler und minimiert ihr moralisches Bewusstsein. Die Kluft zwischen Web-Kreatur und Web-Kreateur scheint maximal. Und ist doch nur noch eine Illusion der Maschine selbst: E-Commerce.


 

 

Das Credo der Cyberlibertarians:

"Ich möchte eine ökonomische Situation kreieren, die den Leuten einen Eindruck davon vermittelt, wie es wäre, in einer Welt ohne systemische Gewalt zu leben."

Ross Ulbricht, Gründer von "Silk Road", zitiert nach: Welt am Sonntag, 8. 2. 2015


 


 

Dilemma: In Canberra, Australien, weigerte sich ein vegetarischer Restaurantbesitzer, die Kakerlaken in seiner Küche von einem Kammerjäger töten zu lassen. Er zahlte Strafe. Die Twitter-Gemeinde war gerührt. Sein Restaurant wurde bekannt. Die Kakerlaken zogen ihrer Wege.


 


 

Axiom: Das politisch korrekte Kunstwerk ist immer langweilig.


 


 

Es ist leicht vorstellbar, welches Schicksal der Marquis de Sade Erika Leonard, besser bekannt als E. L. James zugedacht hat: Die 120 Tage von Sodom mit der unentwegten Lektüre des Buches Fifty Shades of Grey zuzubringen.


 


 

Nie wurden mehr Themen tabuisiert als in den Zeiten der verfassungsrechtlich garantierten Meinungsfreiheit. Der Eindruck trügt, natürlich. Aber dass er überhaupt entstehen kann, ist ein schlechtes Zeichen.


 


 

Es ist schon kurios, die Lust am Töten verlieren wir Deutschen nie:


 

2014 ist leichenreichster Jahrgang in der TATORT-Geschichte

150 Leichen - noch nie gab es mehr Tote im TATORT als im Jahr 2014. Gleich zwei Leichenrekorde wurden in dem Jahr hintereinander gebrochen. Mörder und Leichen waren 2014 überwiegend männlich und die meisten Morde wurden wieder durch Schüsse begangen.

Quelle:  http://www.tatort-fundus.de/web/startseite.html


 


 

In nur zwanzig Jahren wurde die Universität zur Kaserne der Marktwirtschaft.


 


 

Die Bilanz der letzten Jahre legt nahe, dass Berlin nicht von Berlin aus regiert werden kann.


 


 

 

„Das Schloss war in Wahrheit ein elender Kasten, ich habe ihn ja noch selbst gesehen. So grob und unproportioniert. Selbst Schinkel konnte sich damit nicht anfreunden. Ich glaube, er wäre froh gewesen, das Schloss abreißen … zu dürfen.“

Philip Johnson, Architekt. 


 


 

 

„Was in Berlin in den letzten Jahren gebaut worden ist –schauderhaft. Diese Bauten erzählen von der Angst. Berlin ist eine Stadt der Angst.“

Philip Johnson, Architekt.

 

 

 

 

Holocaust-Mahnmal: „Welche andere Nation würde der eigenen Schande ein Denkmal setzen?“                                                            

David Hare

 

 


 

Die Zahl der Wohltätigkeitsveranstaltungen nimmt zu. Und die Zahl der Armen. Woraus zu schließen ist, dass sich die einen zunehmend auf Kosten der anderen amüsieren. 


 


 

Immer wieder erstaunlich, wie es den Österreichern gelingt, ihre Lokalgrößen auf die ganz große Bühne zu katapultieren. Adolf Hitler, Thomas Bernhard - die man natürlich nicht in einem Atemzug nennen darf. Trotz des gemeinsamen Hangs zur Rhetorik des Ressentiments.

 

 

Das "Karnickelgleichnis" des Papstes (die Katholiken sollen sich bitte nicht so vermehren wie …) löst weltweit Proteste aus – bei den Kleintierzüchtern.

Man dürfe nicht allen Kaninchen pauschal ein erhöhtes Sexualverhalten unterstellen, sagte Erwin Leowsky, der Präsident des Zentralverbandes Deutscher Rasse-Kaninchenzüchter, am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Die sexuellen Ausschweifungen träfen nur auf die freilebenden Tiere zu. Die Fortpflanzung bei Zuchtkaninchen verlaufe hingegen in geordneten Bahnen. Tagesspiegel online, 20.1. 2015


 

Der Artenschutz gilt allein noch den niederen Lebewesen. Das Verschwinden der Mopsfledermaus beunruhigt mehr als das Aussterben der Dichter. 

 

 

Das Individuum verschwindet in irrwitziger Hektik von der Bühne der Geschichte und knipst sich wie rasend dabei. Was bleibt ist ein Selfie. 
 


 

Wie Sie sehr schnell die Trottel unter den Rezensenten erkennen:

Wer einem Kochbuchautor vorwirft, kein Chemiebuch geschrieben zu haben, ist ein Trottel.

Wer einem Publikumsautor vorwirft, fürs Publikum zu schreiben, ist ein Trottel.

Wer einen Taxifahrer auffordert, in der Fußgängerzone doch endlich mal Vollgas zu geben, ist ein Trottel.

Was Autoren und Taxifahrer gemeinsam haben? Die Beförderungspflicht.


 

 

Berlin. Hauptstadt der Republik. Wir schreiben das Jahr 2015. Mitten in der Stadt eine gewaltige Baustelle. Umgeben von einem Bauzaun auf dem stolz plakatiert ist: Hier wird ein Schloss gebaut! Gez. Walt Disney. Nein, letzteres ist gelogen.


 


 

Die Tendenz zur Pflichtmeinung verstört jene am wenigsten, die am meisten unter ihr leiden: Die Journalisten. Konformität wird nicht länger als Zwang empfunden, sondern als Zugewinn an Mobilität. Die persönliche Austauschbarkeit wird zum Empfehlungsschreiben.

"Je gleicher sich die Menschen fühlen, desto leichter dulden sie, daß man sie als austauschbare Figuren behandelt, ersetzbar und überflüssig."  Dávila, Das Leben ist die Guillotine der Wahrheiten


 


 

Unterwerfung = Selbst-Abschaffung

Bei dem Schriftsteller Houellebecq goutiert das vermeintlich liberale Feuilleton „die nicht endende Kette reaktionärer Leckereien, die uns dieser Meisterkoch der politischen Tabuverletzung serviert“; bei dem Publizisten Sarrazin hingegen wird dergleichen als vulgäre Anbiederung an die Gesinnung des Pöbels verabscheut. Kein Wunder, dass der wiederum die Presse der Lüge und Heuchelei verdächtigt.  


 

 

Der christliche Gott bat zum Diktat. Die griechischen Götter zum Symposium.

 

 

Die DNA der Seele ist längst entschlüsselt. In der Ouvertüre von Peer Gynt. In der Notenfolge der Seeräuber Jenny.

 

 

Die bösen Menschen wissen alles übereinander. Die guten nichts.

 

 

Die Theorie des kommunikativen Handelns in einem Satz:„Küssen kann man nicht alleine.“

 

 

Radionachrichten: "Angelina Jolie in ihrer Rolle als Uno-Botschafterin besucht ..."

 

 

"Die Schlafwandler" - selten war der Titel eines Geschichtsbuches missverständlicher. Die Eliten des Deutschen Kaiserreiches taumelten nicht in den Ersten Weltkrieg, sie zwangen ihn mit aller Macht herbei. Literaturbelege? Nein, nicht Fritz Fischers "Griff nach der Weltmacht", sondern Heinrich Manns "Untertan". (Oder Hermann Broch, bei dem sich Clarke den Buchtitel entlieh.)

 

 

Michael Jackson: Wie viel Liebe und Verehrung zog dieser Mensch auf sich. Hat der Erfolg ihm Recht gegeben? Nein, nicht Michael Jackson, sondern seinem Vater, der ihn für diesen Erfolg dressierte ...

 

 

Je älter sie werden, desto einigender das Band der Hypochondrie. Der neue Mensch ist der homo patiens.

 

 

Wir leben im Zeitalter der Scharlatane. Kein Tag vergeht, an dem nicht ein Betrüger entlarvt wird. Einer der amüsanteren Fälle ist der des Literaturwissenschaftlers Paul de Man. Die Biographie The Double Life of Paul de Man von Evelyn Barish belegt, was für ein notorischer Lügner und Falschmünzer er war. Er log aus Niedertracht - und Eitelkeit. Da es die wenigsten bemerkten, schuf er in "Blindness and Insight" ein Lesemodell, um Lügen in literarischen Texten einfacher auf die Spur zu kommen. Der Baron Münchhausen wird dieser Unverfrorenheit applaudiert haben. Oder heißt es Baron von Münchhausen?

 

 

Inklusion: Die größtmögliche Demütigung für Oscar Wilde? Ihn als normal zu klassifizieren.

 

 

Andererseits war es nie verführerischer die Maske der Normalität zu tragen als in diesen Zeiten des kollektivierten Individualismus: "BE DIVERGENT!"

 

 

Wie oft wurde in den letzten Jahrzehnten das "Subjekt" in den Geisteswissenschaften schon entthront - und in der "New Oconomy" triumphaler denn je wieder auf den Thron gehoben. Noch nie in der Menschheitsgeschichte gab es so viele mächtige Einzelne.

 

 

Ein Texaner in Alt-Europa. Wes Anderson dreht als Hommage an Stefan Zweig: Grand Budapest Hotel. Was Operette war, wird Klamotte. Gekonnt in Szene gesetzt, und völlig seelenlos. Von Dallas nach Salzburg sind es mehr als nur ein paar Flugstunden.

http://www.sueddeutsche.de/kultur/wes-anderson-die-sind-viel-reicher-als-ich-1.1909643 

 

Jede neue Hitler-Biographie ist ein Triumph - für Hitler. Die Historiker machen sich zu Handlangern.

 

 

"Wir leben mit so vielen Lügen. Wenn es heißt, Indien sei die größte Demokratie der Welt. Ja, Scheiße! Das Kastensystem ist schlimmer, als das Apartheidsystem in Südafrika je gewesen ist. Indien ist das grauenhafteste Land der Welt.

Peter Scholl-Latour, Tagesspiegel 23. 3. 2014

 

Indien:  http://www.amazon.de/Indien-Alltag-fotografische-Eisenhauer-Gebundene/dp/B00HLQUPH4/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1421304722&sr=8-1&keywords=eisenhauer+indien

 

 

"Der Befund des politischen Pathologen besagt, daß die Linke eher träumt und heuchelt, während die Rechte eher krakeelt und stinkt. Über die kriminellen Energien, die auf beiden Seiten am Werk sind, ist damit nichts gesagt. Befragt man die historische Erfahrung, zeigt sich, daß im 20.Jahrhundert auf einen Mord im Namen der Rasse zwei bis drei Morde im Namen der Klasse kommen."

Peter Sloterdijk, Ausgewählte Übertreibungen. Gespräche undInterviews, S. 332

 

 

Das Schlimme an Raddatz ist ja nicht seine Eitelkeit. Das Schlimme ist, dass seine Eitelkeit inzwischen langweilt. Dennoch: Es imponiert, wie er sich gänzlich im Säurebad der Literatur auflöst.

 

 

Die Frauenrechtlerin und Journalistin Alice Schwarzer hat nach eigenen Worten rund 200.000 Euro an den deutschen Fiskus nachbezahlt. Über viele Jahre hatte sie demnach ein Schweizer Konto vor den deutschen Steuerbehörden verheimlicht. "Ja, ich hatte ein Konto in der Schweiz. Seit Jahrzehnten, genauer: seit den 1980er Jahren. Und erst im vergangenen Jahr habe ich es bei meinem Finanzamt angezeigt", schrieb die Feministin am Sonntag in ihrem Blog. Quelle: t-online.de 2. 2. 2014

 

 

Das Amtsgericht Hamburg hat den früheren Chefredakteur der ZEIT, Theo Sommer, wegen Steuerhinterziehung verurteilt. Der Richter setzte das Strafmaß auf ein Jahr und sieben Monate fest und setzte die Strafe zur Bewährung aus. Zudem soll Sommer eine Geldbuße von 20.000 Euro zahlen. Der Richter hielt Sommer zugute, den Schaden bereits wiedergutgemacht zu haben.

Laut Anklage hat der 83-Jährige zwischen 2007 und 2011 Steuern in Höhe von 649.000 Euro nicht bezahlt, die aus Einkommen aus freiberuflicher Nebentätigkeit fällig geworden wären.

Die Steuerschuld habe er "unter Inkaufnahme großer Opfer für meine Altersversorgung und die meiner Frau" abgetragen. Er habe dafür eine Wohnung auf Sylt verkaufen müssen. Quelle: Zeit Online

 

 

Der Prozess gegen Ex-Bundespräsident Christian Wulff sollte ursprünglich bis zum April gehen - doch angesichts der dürftigen Beweislage wollte der Vorsitzende der 2. Großen Strafkammer am Landgericht Hannover, Frank Rosenow, das Verfahren abkürzen. … In dem Verfahren geht es darum, dass der Filmmanager David Groenewold für das Ehepaar Wulff die Kosten für ein Hotel und ein Kindermädchen bei einer gemeinsamen München-Visite im September 2008 übernommen hat. Doch von der Kostenübernahme müsse der Angeklagte nicht unbedingt etwas gewusst haben, erklärte der Richter. Wulff ist wegen Vorteilsannahme und Groenewold wegen Vorteilsgewährung angeklagt, es geht laut Anklage um rund 720 Euro. Quelle: Spiegel Online, 5. 1. 2014

 

 

Springer, Nannen, Augstein - über viele bedeutende Journalisten und Verleger wäre Unschönes zu berichten. Von den Wirtschaftsmagnaten ganz zu schweigen. Im Focus aber stehen die Politiker. Diese Heuchelei hat schon der Weimarer Republik ein schreckliches Ende beschert.

 

Wann erschien die Zeitschrift "Stern" das erste Mal? Nein, nicht 1948, 1938. 


 


 


 


 

 

Der BBC-Reporter Nick Robinson gestand ein, dass sein Sender die Sorgen der Bevölkerung über die Probleme der Einwanderung seit Jahren unterschlagen habe, "weil befürchtet worden sei, sie könnten einen neuen Rassismus heraufbeschwören. Das sei ein 'schlimmer Fehler' gewesen."Hierzulande wird es nicht anders sein: Die Meinungsmacher trauen dem eigenen Volk nicht.

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 8. Januar 2014

 

 

Das letzte Gefecht. Der Homo novus wird ein Android sein. Offen ist nur noch der Kampf ums Betriebssystem.

 

 

Wohlstand und Macht der amerikanischen Nation gründen auf der Ausrottung der indianischen Völker. Die Anerkennung dieser Urschuld ist mittlerweile common sense. Ein Leichtes, denn Sieger verzeihen gern den Verlierern ihre Schwächen. Was aber, wenn sich diese Arroganz der Sieger nicht mehr nur gegen Außen, sondern gegen das eigene Volk wendet?

 

 

Das Netz simuliert Diversität und generiert Gleichschaltung.

 

 

Der triftigste Einwand gegen all das Geschwätz derzeit: Tanz. Wahrer als alles Sprechen.

 

 

Hans Küng hat in der Süddeutschen Zeitung ein Interview gegeben, hoffentlich nicht sein letztes, denn er zerbirst geradezu vor Selbstgerechtigkeit. Sein jahrzehntelanger Kampf gegen die Hybris der Vatikanherren scheint sich als Fluch gegen ihn selbst gekehrt zu haben: Er wirkt päpstlicher als der Papst

http://www.sueddeutsche.de/panorama/hans-kueng-zu-sterbehilfe-ich-moechte-bereit-sein-das-jederzeit-zu-tun-1.1792662

 

 

Die Modernisierung der Kommunikationsmittel geht einher mit einer großflächigen Vernachlässigung der Kommunikationsinhalte. Der Wille sich auszudrücken ist vom Erkenntnis- und Mitteilungswillen entkoppelt. Das Gerät suggeriert das Gegenüber. Die Folge: Permanentes Gequatsche.

 

 

Heute im Modernen Antiquariat erstanden: Hermann Hesse, Frühe Prosa. Erschienen 1960. Original verpackt. Seit Monaten werden in den Antiquariaten die Lagerbestände des Suhrkamp Verlages verramscht, weil sie offenbar dem Umzug von Frankfurt nach Berlin geopfert wurden. Was für eine Veruntreuung!

 

 

Wer schuld ist am Niedergang des Verlages? Der Mann, dem auch der Aufstieg gelang: Unseld selbst. Wie die meisten Autokraten war er nicht in der Lage, einen fähigen Nachfolger heranzuziehen. Ich erinnere mich gut an seine Auftritte in Heidelberg, wo er im Jaguar auf dem Universitätsplatz vorfuhr, meist begleitet von zwei, drei kleinlauten Autoren, um dann, geleitet von scharwenzelnden Universitätsgranden, allen voran der bei Prominenz immer besonders devote Professor Borchmeyer, seine ein wenig umständlich errungenen Einsichten über Goethe im Allgemeinen und das Ginko-Blatt im Besonderen abzulesen. Ein mächtiger Körper, aber ein erstaunlich schüchternes Wesen,zumindest an diesem Platz, der ihm nicht zustand, hinter dem Katheder der Alten Aula.

 

 

Nun empören sich alle über Tebartz-van Elst, den verschwendungssüchtigen Bischof von Limburg. Dabei tat er nur das, was Bischöfe und Päpste seit jeher tun: Sie verprassen das Geld der Gläubigen. Allerdings würde sich im Fall der Sixtinischen Kapelle keiner mehr darüber beschweren. Was viel mehr entsetzen sollte, ist der schlechte Geschmack des Bischofs.

 

 

"Tatort" = perfekter Schauplatz unserer Provinzialität

 

 

Man kann viel Schlechtes über Veronica Ferres sagen, aber eine Schauspielerin ist sie nicht.

 

 

Mißtrauen gegenüber jedem, der gern schreibt. Nur Verräter geben gern etwas von sich und anderen preis.

 

 

Stündlich werden es mehr. 905912 Tote. 29569870 Verletzte. Nach Ende des Krieges. Auf deutschen Straßen.

 

"Wirklich hat sich der Verkehr zu einer Art Moloch entwickelt, der jahraus, jahrein eine Summe von Opfern verschlingt, wie sie nur an denen des Krieges zu messen ist. Diese Opfer fallen in einer moralisch neutralen Zone; die Art, in der sie wahrgenommen werden, ist statistischer Natur." Ernst Jünger, „Der Arbeiter'“', § 30, 1932          

https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/TransportVerkehr/Verkehrsunfaelle/VerkehrsunfaelleZeitreihenXLS_5462403.html
 

 

Warum wird dieser automobile Massenmord in den Medien so selten thematisiert? Klüger gefragt: Wie viel Geld gibt die Automobilindustrie jährlich für Werbung aus?

 

 

Der beste Roman der deutschen Gegenwartsliteratur? Robert Musils "Mann ohne Eigenschaften". Alleiniges Kriterium der Entscheidung: Seine Lucidität. Wer wissen will, was diese Geistesgegenwärtigkeit an Ironie birgt: Der höre Wolfram Bergers Lesung des Romans. Wer wissen will, was die Literaturwissenschaft aus diesem Buch macht,der lese Inka Mülder-Bachs "Handreichungen" bzw. ihren "Versuch über den Roman".

  


 

Die Verdrängung des Geistes durch den Fleiß scheint weitgehend gelungen. Trostloser ging es in der deutschen Literaturwissenschaft wohl noch nie zu.

 

 

Plädoyer für den Erhalt des Tacheles - als Mahnmal des Komplettversagens der Berliner Avantgarde.

 

 

Weinbergspark, Görlitzer Park, Mauerpark - was machen die neuen Spießer am liebsten? Grillen. Der Unterschied zu ihren Eltern? Sie räumen ihren Müll nicht weg.

 

 

"Küssen kann man nicht alleine ..." - die Liedzeile von Annette Humpe enthält mehr Witz und Poesie als die gesammelten Lyrik-Almanache der letzten zehn Jahre.

 

 

Fernsteuerung für Hominiden? Handy.

 

 

"Ziemlich beste Freunde" - der Film hätte hierzulande nie gedreht werden können. Der Behinderte hätte nicht so behindert erscheinen dürfen und der Pfleger mit Migrationshintergrund nicht so kriminell.Und zu lachen hätten die beiden auch nichts gehabt.

 

 

Nicht die Systeme sind im Wettstreit, sondern die Oligarchen.

 

 

Der Amerikanische Traum - statistisch betrachtet: "die sechs Erben der Waltons, deren Supermarktkette Walmart inzwischen das halbe Land versorgt - die ärmere Hälfte -, verfügen heute über so viel Geld, wie die ärmsten 42 Prozent der Amerikaner."          

Süddeutsche Zeitung, 31. 7. 2013, S.12

 

Wohin mit den Verlierern? "Innerhalb einer Generation hat sich der Anteil der Inhaftierten in der Gesamtbevölkerung verfünffacht: 1980 waren es 139, 2010 750 von 100.000 Amerikanern. Damit liegen die USA an der Weltspitze, vor Ruanda und Georgien.(In Deutschland sind 87 von 100.000 Menschen in Haft.) Obwohl die USA nur fünf Prozent der Weltbevölkerung ausmachen, sitzen 25 Prozent aller weltweit Inhaftierten in Amerika ein: 2,3 Millionen. Und das unter härteren Bedingungen als irgendwo sonst in der westlichen Welt."       

http://www.sueddeutsche.de/politik/mildere-strafen-vorzeitige-entlassungen-warum-sich-der-strafvollzug-in-den-usa-wandeln-muss-1.1346389
 

 

 

Karl Kraus über Nestroy:

Wir können sein Andenken nicht feiern, indem wir uns, wie's einer Nachwelt ziemt, zu einer Schuld bekennen, die wir abzutragen haben. So wollen wir sein Andenken feiern, indem wir uns zu einer Schuld bekennen, die wir zu tragen haben, wir Insassen einer Zeit, welche die Fähigkeit verloren hat, Nachwelt zu sein... Wie sollte der ewige Bauherr nicht von den Erfahrungen dieses Jahrhunderts lernen? Seitdem es Genies gibt, wurden sie als Trockenwohner in die Zeit gesetzt; sie zogen aus und die Menschheit hatte es wärmer. Seitdem es aber Ingenieure gibt, wird das Haus unwohnlicher. Gott erbarme sich der Entwicklung! ... Denn die Techniker haben die Brücke abgebrochen, und Zukunft ist, was sich automatisch anschließt. Diese Geschwindigkeit weiß nicht, daß ihre Leistung nur wichtig ist, ihr selbst zu entrinnen.

 

03.08.2013 ·  Der Wiener Burgtheaterdirektor inszeniert bei den Salzburger Festspielen Johann Nepomuk Nestroys „Lumpazivagabundus“ und macht aus dem Weltkomödiengenie einen Comedy-Volltrottel.

Von GERHARD STADELMAIER

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buehne-und-konzert/festspiele/nestroy-bei-den-salzburger-festspielen-einen-jux-will-er-sich-schmieren-12317248.html
 

 

 

Joseph Beuys war ein Hochstapler - daran lassen die von seinem Biographen Hans Peter Riegel präsentierten Fakten keinen Zweifel. Wie reagiert die Gemeinde - sie kanzelt den Biographen ab. Er sei nicht in der Lage, zwischen Person und Werk zu trennen. Seltsamerweise gilt dieser Haftungsausschluss nur in der Kunst. In der Politik wären solche Lügen von den Inquisitoren der Journale erbarmungslos abgestraft worden.

 

 

Die Entstehung der Metaphysik aus dem Geiste der Unwissenheit: In der Höhle Tuc d´Audoubert finden sich eiszeitliche Fußspuren. Die Forscher hatten bislang angenommen, es handle sich um die Spuren eines Ritualtanzes. Fährtensucher vom afrikanischen Volk der San, die im Zuge des Projekts "Tracking in Caves" von den Prähistorikern um Mithilfe gebeten worden waren, fanden eine einleuchtende Erklärung: Ein Erwachsener und ein Kind hatten Lehm geholt. Deswegen waren die Spuren beim Weggehen tiefer.

 

 

Davids Schaf:

 

http://www.davidgegengoliath.de/dagg/seraphina-memoriam.pdf
 

 

 

Tiere sind die besseren Menschen - für all jene, die sich selbst nicht geheuer sind. Oder ist es Zufall, dass die größten Katzenliebhaberinnen die blutrünstigsten Krimileserinnen sind.

 

 

Die innigsten Tierfreunde sind nicht selten die größten Menschenverächter. Und die gedankenlosesten Naturschützer. Und natürlich die beliebtesten Konsumenten.

 

 

"Der Markt für Heimtier-Fertignahrung übertraf das Ergebnis aus 2011 mit nunmehr 2.939 Mio. Euro um 2,5 Prozent. Das Segment„Bedarfsartikel und Zubehör“ erzielte mit 928 Mio. Euro ein Umsatzplus von 1,3 Prozent.


 

Katzenfuttermarkt übertrifft erneut Vorjahresergebnis 

Auch im Jahr 2012 wuchs der Markt für Katzenfutter weiter und behauptete sich mit einem Umsatz von 1.537 Mio. Euro (plus 3,4 Prozent).Das Segment „Snacks“ erzielte dabei das beste Ergebnis: Mit einem Plus von 8,1 Prozent übertraf die Sparte erneut das gute Vorjahresergebnis mit jetzt 213 Mio. Euro. Der Bereich „Feuchtfutter“ verzeichnete eine Umsatzsteigerung auf 1.009 Mio. Euro, ein Plus von 3,9 Prozent. Lediglich das Segment„Trockenfutter“ musste einen leichten Rückgang von 0,9 Prozent auf 315 Mio.Euro hinnehmen.

 

 

„Die positive Entwicklung kann vor allem mit der gestiegenen Nachfrage nach den etwas teureren Einzelportionen begründet werden“, so der Präsident des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe (ZZF),Norbert Holthenrich. „Im Bereich Katze entwickeln sich derzeit im Zoofachhandel besonders die Umsätze von Produkten positiv, die einen Zusatznutzen versprechen: Altersgerechtes Futter, Indoor-Produkte oder auch Nahrungsmittel mit natürlichen Inhaltsstoffen“, so Holthenrich." 

 

http://www.ivh-online.de/de/home/der-verband/daten-fakten.html
 

 

 

"In den USA wurde kürzlich eine Studie veröffentlicht.Sie kam zu dem Ergebnis, dass jedes Jahr in den USA zwischen 1,4 und 3,7 Milliarden Vögel und zwischen 6,9 und 20,7 Milliarden kleine Säugetiere von Katzen getötet werden. ... Inzwischen kursieren außerdem grobe Schätzungen, die für Deutschland von 200 Millionen von Katzen getöteten Vögeln pro Jahr ausgehen."

 

http://www.nabu.de/themen/vogelschutz/15537.html
 

 

 

Jüngers Katze

 

Seltsam gerecht ist es, dass jeder, der allzu treuherzig mit Ernst Jünger kollaboriert, selbst unweigerlich zum Kitschproduzenten wird. Zuletzt geschehen Jörg Magenau, der in der Süddeutschen Zeitung über Originaltonaufnahmen Ernst Jüngers, erschienen unter dem sehr komischen Titel "Mein Gegner ist die Sprache", sehr ernsthaft räsoniert: "Seine Stimme ist in Normalgeschwindigkeit eher schleppend, ein wenig gequetscht, und hat schwer an all der Bedeutung zu tragen, die ihr aufgeladen wird. Beim Interview zu seinem 70. Geburtstag im Jahr 1965 überbietet er den erhaben-kostbaren Tonfall des Fragestellers noch durch die ausgefeilte Präzision seiner zuvor schriftlich niedergelegten und nun nur noch vorgelesenen Antworten. Interessant ist das Resultat trotzdem. Das war noch ein anderes,sehr ernstes und ganz und gar unironisches Medienzeitalter. An anderer Stelle ist das leise Miauen von Jüngers Katze zu hören, als zarter Hinweis darauf, dass auch sie durchaus etwas zu sagen gehabt hätte." Bedeutendes sicherlich. Und als wäre das nicht schon Aprilscherz genug, erfährt man zum Ende, dass Jonathan Meese, der Großmeister des Nazi-Kommerz-Kitsches, die CD-Hülle mit einem "Erzsoldaten" illustriert hat, der die "Diktatur der Kunst" proklamiert.

 

 

"Ich schrieb aus vollem Herzen selten mit dem Verstand..." Der Verdacht erhärtet sich: Klaus Theweleit alias Pocahontas arbeitet als Ghostwriter für Xavier Naidoo.

 

 

Früher waren die Wilden die besseren Menschen. Dann die Frauen. Jetzt die Behinderten. Viel bleibt nicht mehr.

 

 

Was für ein genialer Coup der CIA: Facebook.

 

 

Goldene Zeiten für alle Verschwörungstheoretiker. Noch nie waren sie so nah an der Wahrheit.

 

 

Erstaunlich, wie ergriffen Peter Handke mit siebzig Jahren immer noch von sich selbst sein kann. 

 

 

Die Briten empören sich über den verstorbenen BBC-Star Jimmy Savile, der die Gemeinheit schon im Namen trug, vile, dessen Physiognomie Bände sprach, und der dennoch über Jahrzehnte hinweg unter dem wenig wachsamen Blick der Öffentlichkeit Kinder mißbrauchen konnte. Keiner will es gewußt haben. Bis es alle wissen. Dann will es jeder schon immer gewußt haben. Demnächst feiert England den 150. Geburtstag von Alice's Adventures in Wonderland. Die Briten huldigen seit über einem Jahrhundert einem pädophilen Autor, der zur Freude aller ein minderjähriges Mädchen auf eine Schreckensreise ins Wunderland männlicher Wahnvorstellungen schickte. Schadenfreude ist der Lohn der Mitwisser fürs Stillhalten. Und Wunscherfüllung seit altersher die Visitenkarte des Teufels. Wie wird er sich ins Fäustchen gelacht haben über den Titel von Saviles Sendung: Jim'll Fix It.

 

 

Die einzige Kunstform, die noch einigermaßen ernsthaft betrieben wird, ist die Kunst der Selbstdarstellung. Eine Rentabilitätsfrage.Künstlerimitatoren wie Warhol, Beuys, Hirst, Schlingensief, Meese ... sind Geschöpfe eines Marktes, der sich seine Handlanger längst selbst zu züchten weiß.

 

 

Kolonialismus von seiner schönsten Seite: Ein Operndorf für Burkina Faso.

 

 

Die größte Kränkung der Narzissten derzeit? Ihre Vielzahl.

 

 

Arnold Schwarzenegger stellt auf der Frankfurter Buchmesse unter großem Andrang seine Autobiographie "Total Recall" vor. Allgemeine Begeisterung, bis ihn ein Reporter nach Tookie Williams fragt, dem Mann, dessen Begnadigung der Governator 2005 abgelehnt hatte, obwohl das Todesurteil fragwürdig war. Er habe in "Total Recall" viele Namen gelesen, aber nicht den von Tookie Williams. Sei er vielleicht nicht wichtig genug gewesen? "Ja, so war es wohl", antwortet Schwarzenegger nach kurzem Zögern.

 

 

Je demütigender die Macht der Fakten, desto irrlichternder das Denken der Philosophen.

 

 

Der Adorno-Preis 2012 wurde an die Mode-Philosophin Judith Butler verliehen. Was aber skandalisieren die Demonstranten vor der Frankfurter Paulskirche? Ihre politische Einstellung.

 

 

Sperlings-Männchen zwitschern lauter, wenn sie von ihren Partnerinnen betrogen werden, meldet die Wissen-Seite der Tageszeitung. Nicht anders in der Philosophie. Je stärker sie sich vom Leben hintergangen glauben,desto aufgeregter palavern sie.

 

 

Eines der Bücher, die nur durch ihre Ehrlichkeit berühren: Lisa Matthias. Ich war Tucholskys Lottchen. Schon der Titel ist Tragödie: Das Ich, das keins war.

 

 

Das Interesse am Handwerklichen erwacht bei vielen Autoren erst, wenn es zu spät ist. Dann haben sie schon alles erzählt.

 

 

Eine ausgeschilderte Sackgasse zu erkunden, zeugt nicht gerade von Wagemut. Insofern erübrigt sich das Gespräch mit den katholischen Denkern der Gegenwart.

 

 

Es gibt keine Öffentlichkeit mehr, es gibt nur noch: Die Meute. Und den festen Fütterungszeiten gehorchend wird ihr regelmäßig einer zum Fraß vorgeworfen. Das narzisstische Ego drängelt sich da gern vor. Es empfindet wohlig den dionysischen Schauer von der Menge zerfetzt zu werden. Ecce homo. Einer für alle ...

 

 

Chronischer Exhibitionismus und sadistischer Strafimpuls bedingen einander mittlerweile.

 

 

Hermann Hesse war ein Meister in diesem Wechselspiel von strafverlangender Entblößung und auftrumpfender Orpheus-Pose, das unweigerlich im Kitsch endet.

 

Wahrlich, keiner ist weise,

Der nicht das Dunkel kennt,

Das unentrinnbar und leise

Von allen ihn trennt.

 

Das letzte Aufgebot. Hesses fünfzigster Todestag naht. Schon Monate vorher setzen die ersten Wiederbelebungsversuche ein ... und lassen ahnen, wie vergeblich alle Anstrengungen sein werden ... "Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!"

 

 

Wie Folklore unser Denken vernebelt? Beispiel Indien: Ein Land, in dem seit Jahrhunderten Apartheid herrscht. Hat sich hierzulande, hat sich weltweit je politischer Protest gegen das Kastenwesen gerührt?

 

 

Menschenrechte: In China mag es einige tausend politische Gefangene geben. In Indien sterben jedes Jahr anderthalb Millionen Kinder an Hunger. Wie viele Opfer kann sich eine Demokratie guten Gewissens leisten?

 

 

Berlinale: Nina Hoss ist das perfekte Gesicht der Neuen Deutschen Langeweile. Schön, aber nicht verstörend. Intelligent, aber nicht aufsässig.

 

 

Karrierewünsche: "Ich wäre Gärtner geworden, wenn Hitler den Krieg gewonnen hätte." Robert Spaemann, Theologe. Dem Verlagsprospekt Klett-Cottas zufolge der "bedeutendste konservative Philosoph im In- und Ausland."

 

 

Das eigene Glück ist ihm selbstverständlich. Das Unglück der anderen ein Mysterium. Deswegen taugt er nicht als Philosoph.

 

 

 

Eine angesehene deutsche Wochenzeitung kürt "Genies des Alltags", namentlich: Miuccia Prada, Taschenherstellerin; Howard Schulz, Kaffeebrauer; Mark Zuckerberg, digitaler Klatschkladdenlieferant; Steve Jobs, Vertreter; Joanne K. Rowling, Kinderbuchautorin; die Gebrüder Albrecht, Discounter; Jamie Oliver, Koch; Carl Djerassi, Erfinder der Pille; Ingvar Kamprad, Discounter. Das also ist unser Alltag: Shoppen, Ficken, Kaffeetrinken, Handyspielen, Tratschen, Kinderbücher lesen, billig Shoppen, Essen, Shoppen.

 

 

 Meldung des Windows Wartungscenters: "Nach Lösungen für Probleme suchen, die noch nicht gefunden wurden."

 

 

Wie kleinkrämerisch muss eine Welt beschaffen sein, dass sie einen - überaus erfolgreichen - Vermarkter von Mobiltelefonen und Jukeböxchen zum Visionär verklärt?!

 

 

Steve Jobs Leistung: Die Form folgt nicht länger der Funktion, sondern wird zum Fetisch an sich. Der Erfolg gibt ihm selbstredend Recht, und die Kindlichkeit der Konsumenten ist ein Ärgernis nur für die Konkurrenz.

 

 

"You can either manufacture in comfortable,worker-friendly factories, or you can reinvent the product every year, and makeit better and faster and cheaper, which requires factories that seem harsh byAmerican standards," said a current Apple executive. "And right now,customers care more about a new iPhone than working conditions in China."                                                                             The New York Times, February 6, 2012

 

 

 

"Nicht alle haben aus der Geschichte gelernt: Die Neonazis wandern wieder."

Schlagzeile in der Süddeutschen Zeitung, 8. September 2011, Reiseteil

 

 

Mir graut schon vor dem, was in den nächsten Tagen zu 9/11alles in den Zeitungen stehen wird.

 

 

Wie viel Zeit muss nach einem historischen Ereignis eigentlich vergehen, bis darüber in aller Öffentlichkeit barrierefrei nachgedacht werden kann? Jahrtausende vermutlich. Selbst über den Sündenfallist man ja wieder uneins.

 

 

Die Tatsache, dass die Angriffskriege George W. Bushs weitaus mehr unschuldige Opfer gekostet haben als alle islamistischen Terrorattacken ist jedenfalls keine verhandlungsfähige Meinungsäußerung, sondern: Eine Tatsache.

Das ganze Ausmaß seiner Bigotterie lässt sich folglichrecht exakt bemessen - in Opferzahlen.

 

 

Wie viele Philosophen braucht es, um einen Gott zur Strecke zu bringen?

 

 

Es gibt nur einen Schriftsteller mit Namen Roth: Joseph Roth.

 

 

Der politische Protest äußert sich ähnlich unbeholfen, ähnlich feige wie der intellektuelle: Vandalismus, Plünderung, Brandstiftung.

 

 

"Empört Euch": Was für eine fade Floskel. Sie lässt den Gegner völlig außer acht.

 

 

Transsubstantiation: Die Satire ist tot, weil leibhaftig geworden.

 

Todesanzeige im Tagesspiegel, 26. 3. 2011:


 

Wir beklagen den Tod des Eisbären

                                           Knut

                               5. 12. 2006        19. 3. 2011

 

Wir haben dich so geliebt, Knut. Du hattest das Leben eines Polarprinzen verdient. Stattdessen wurdest du mit der billigsten Lösung abgespeist. Du solltest plötzlich "ein ganz normales Zootier" sein. Im letzten halben Jahr hast du viel weniger als früher ausgelassen gespielt. Denn zu häufig fühltest du dich bedrängt und hast dich angespannt in die abgelegene Ecke zurückgezogen. Und man hat dir kaum Spielsachen gelassen. Wir klagen die Zooleitung an, dich nur verwahrt zu haben. Wir haben es nicht geschafft, deinen Alltag zu verbessern. Wir sind gegen eine Mauer von Beton gerannt. Sie haben dir bitter Unrecht getan, Knut. Wir haben dich nicht beschützen können. Wir sind ohneTrost.

 

 

Wie schlecht auch ein Mann über die Frauen denken mag, es gibt keine Frau, die darin nicht noch weiter ginge als er.                       Nicolas Chamfort

 

 

Alice Schwarzer leidet unter einer sehr männlichen Wahnvorstellung. Sie hält sich für unersetzlich.

 

 

"The tree of life". Jedes Wort, jedes Bild in diesem Film ist verlogen. Die Syntax ist die der Werbeindustrie. Dennoch lobt ihn die Kritik hymnisch. Es ist ihre Art.

 

 

Barack Obama ließ Osama bin Laden liquidieren. Deckname der Operation "Geronimo". Eine etwas unglückliche Namenswahl.

Geronimo, alias Gokhlayeh, war ein Held im Kampf der Indianer gegen die mexikanischen und amerikanischen Eindringlinge. 1886 stellte er sich freiwillig, nachdem er jahrelang von einer erdrückenden Übermacht verfolgt worden war.


 

Zitat Wikipedia:

„Ich möchte nun zu gerne wissen, wer es war, der den Befehl gab, mich festzunehmen und zu hängen. Ich lebte friedlich dort mit meiner Familie im Schatten der Bäume und tat genau das, was General Crook mir geraten hatte zu tun. Ich habe oft um Frieden gebeten, aber Ärger kam immer von den Agenten und Dolmetschern. Ich habe nie Unrecht ohne Grund getan, und wenn ihr von Unrecht redet, oder auch nur an Unrecht denkt, so tätet ihr besser daran, an das Unrecht zu denken, das ihr dem Roten Manne zugefügt habt, und das tief und weit wie ein Ozean ist, durch den niemand mehr waten kann, ohne darin zu ertrinken.

Mein Unrecht dagegen ist wie ein kleiner ausgetrockneter Bachlauf, den habgierige Weiße mit den Tränen meines Volkes gefüllt haben. Ich habe dieselben Weißen diese Tränen austrinken lassen, bis auf den letzten Tropfen, so dass ich wieder auf den Bach gehen kann, ohne meine Mokassins mit Unrecht zu nässen. Sagt mir, was daran Unrechtes ist! Ihr sagt selbst, dass ein Mensch, der einen anderen tötet, getötet werden muss. Seht, wie zahlreich der Rote Mann war, bevor ihr kamt, und seht, wie viele Rote Menschen ihr getötet habt. So dürft ihr nach eurem eigenen Gesetz heute nicht hier stehen, sondern müsstet alle tot sein, wenn Euer Gesetz wahrhaftig wäre!“

Gokhlayeh am 25. März 1886 bei San Bernardino Springs zu General George Crook

 

PS "Die Skull and Bones Society, darunter Prescott Bush, Großvater von George W. Bush, sollen verschiedenen Quellen zufolge 1918 das Grab Gokhlayehs ausgeraubt und seine Knochen in ihr Kultmuseum gebracht haben."

 

 

Die Katastrophe ist da - und bietet doch wieder nur Gesprächsstoff.

 

 

Die Hybris der Wenigen wird an den schuldlosen Vielen geahndet.

Das war in der griechischen Kosmologie anders  gedacht. Dass es zur völligen Amnestie der Täter kam, haben wir dem Christentum zu danken. Da sind die Akteure nur dem einen Gott verpflichtet, und der hält sich bedeckt. Folglich kann ihn jeder für sich in Anspruch nehmen.

 

 

Die plausibelste Theologie: Gott starb kurz vor Vollendung der Schöpfung.

 

 

Die strukturelle Misere der Schöpfung, das Fressen und Gefressenwerden, läßt sich nicht durch eine Änderung der Menüfolge korrigieren.

 

 

Analog: Der Kapitalismus ist nicht durch Kaufverzicht therapierbar.

 

 

Jetzt, da es an der Zeit wäre, dass die amerikanischenSchriftsteller für die Schleifung der Wall Street plädierten, nebst Überführung des höherrangigen Personals nach Guantanamo Bay - predigen sie den Verzicht auf Fleisch.

 

 

Der Zusammenhang zwischen Vampirismus und Vegetarismus?Intellektuelle Anämie.

Was keiner Aufforderung zum Kannibalismus gleichkommt. Es gibt viele Gründe, kein Fleisch zu essen. Es gibt keinen Grund, mit diesem Verzicht zu prahlen. Enthaltsamkeit, öffentlich gemacht, ist immer verlogen.

 

 

Es finden sich derzeit leicht einige zehntausend Protestler, die für bessere Lebensbedingungen von Hühnern, Schweinen und Rindern auf die Straße gehen. Es finden sich keine hundert Demonstranten, die für anständige Arbeitslöhne jener Lohnsklaven demonstrieren, die für die H&M-Generation die Textilien nähen.

 

 

Vegetarismus hat Konjunktur. „The Noble Experiment“, besser zu übersetzen mit: „Prohibition“. Der ultimative Ego-Trip derer, die auf alles verzichten wollen, weil sie selbst keine Wünsche mehr haben und anderen keine gönnen. Ihr Soylent Green: Tofu. Und auch darüber wird Buch geführt. Der Speisezettel als revolutionäre Kampfschrift. Klägliche Gesten der im System Gefangenen. Das einzige, was sie sich noch erwarten, ist: Bessere Kost.

 

 

Die Folgen der „Political correctness“? Der „nigger“ in Tom Sawyers und Huckleberry Finns Abenteuern wird weiß getüncht – und als mutmaßlicher Wegbereiter Barack Obamas gelyncht.

http://www.nzz.ch/nachrichten/panorama/tom_sawyer_und_huckleberry_finn_jetzt_politisch_korrekt_1.9005032.html  

 

„Woher wissen Sie eigentlich, dass Wörter irgendwas bedeuten“, fragte Jared Loughner die Abgeordnete Gabrielle Giffords bei ihrer ersten Begegnung im Jahr 2007. Bei der zweiten Begegnung schoss er ihr von hinten in den Kopf.

 

 

Reziproker Rassismus: Es ist erstaunlich, wie flinkzüngig die intellektuelle Schickeria hierzulande den Begriff „White trash“ verwendet. Da wird durch den massiven Einsatz der Analphabetisierungsmaschinerie „Film-Funk-Fernsehen“ ein Drittel der Bevölkerung willentlich dem Stumpfsinn überlassen, aber die Folgeerscheinungen erklärt man als einen Akt autogener Selbstverstümmelung. An die Eigenverantwortung, so lehren es schon die Zynismender Tabak- und Pharmaindustrie, wird immer nur dann appelliert, wenn es gilt, die Opfer als die eigentlich Schuldigen auszugeben.

 

 

„Eigenzüchtungen“:

Eugenik ist hierzulande natürlich kein Thema. Ausnahme: Die Nachwuchsförderung im Sport. Würde die Industrie, würden die Universitäten mit der gleichen Vehemenz Talente von Kindesbeinen an ausspähen wie der Deutsche Fußballbund - der Aufschrei wäre groß. Selektionsdruck wird aber nur dortwahrgenommen, wo er nicht gebührend honoriert wird. Oder höheren Interessen als denen des breiten Publikums dient. Erst dann wird er verdächtig, weil vermeintlich elitär.

 

 

Eine weitere Lieblingsvokabel der Sportjournalisten:„Spielermaterial“.

 

 

Die Vermutung vieler war: Der Verlust der Utopien würde die Gegenwart in einem besseren Licht erscheinen lassen. Das Gegenteil ist der Fall– aus Visionären wurden Buchhalter des Hier und Jetzt.

 

 

Protestkultur: Die Leute klammern sich wie Irre an Bäume. Vermutlich aus Angst längst den Boden unter den Füßen verloren zu haben.

 

 

Nicht auszudenken, welch wütenden Bürgerprotest ein Bauvorhaben wie Schloß Neuschwanstein heutigentags auslösen würde. Und wie schmerzhaft würde es vermisst ...

 

 

Der erzählerische Aufwand derzeit, allerorten und in allen Genres, steht in einem bizzaren Mißverhältnis zum poetischen Ertrag.

 

 

Was die biblische Schöpfungsgeschichte lehrt? Gute Epiker fassen sich kurz.

 

 

Es gab Nazis im Auswärtigen Amt. Was für eine Überraschung! Was an diesen vermeintlichen Eliten verstört, ist weniger ihre Rückgratlosigkeit nach dem Krieg als vielmehr ihr Mangel an Patriotismus in der Stunde der Machtergreifung.

 

 

"Ich verabscheue Hitler, gerade weil er meinen Glauben an das deutsche Volk nicht teilt; weil er beschlossen hat, daß Barbarei die einzig mögliche Pädagogik ist, um 1918 rückgängig zu machen, und Konzentrationslager der beste Ansporn dazu.                                                                                Jorge Luis Borges, 1939 


 

 

Dekadente Zeiten? Globalisierung der Konflikte. Provinzialisierung der Proteste.

 

Dekadente Zeiten? Wenn Friseure und Köche plötzlich das Sagen haben.

 

Dekadente Zeiten: In seine eigene Meinung verliebt zu sein und nicht in die des Gegenübers.

 

 

 

Arthur Schopenhauers 150. Todestag. In der Süddeutschen Zeitung erinnert Angela Steidele an den Philosophen. Sie stellt fest: Er war nicht nett zu seiner Mutter, er war nicht nett zu seiner Schwester, er war überhaupt nicht nett zu Frauen im Allgemeinen. Sie bilanziert: "Schopenhauers Haltung zu Frauen diskreditiert sein gesamtes Werk." Denn: "Mit Arthur Schopenhauer begann eine neue, brachiale Misogynie, die argumentativ hilflos, wissenschaftlich absurd und brutal in der Konsequenz die Frauenemanzipation zu verhindern suchte. Menschen, die von einer Welt ohne sexuelle Gewalt und Unterdrückung träumen, haben allen Grund, am 21. September, dem 150. Todestag des Philosophen, Schopenhauers zu gedenken."

 

"Irgendwann in der Schweiz begann ich Schopenhauer zu

lesen.

Müßte ich heute einen einzigen Philosophen wählen, ich würde ihn wählen.

Wenn das Rätsel des Universums in Worten zu fassen ist, wären diese, glaube ich, in seinen Schriften zu finden."                                                      Jorge Luis Borges, Autobiographischer Essay, 1970  

 

 

Die Freude Jorge Luis Borges wieder zu lesen. Woher sie rührt? Ein blinder Mann ist nicht eitel.

 

 

Sagt die Physiognomie eines Autors etwas über sein 

Schreiben aus?

Ein Blick auf Jonathan Franzen läßt den Verdacht als gar nicht

so abwegig erscheinen. Bebrillte Pausbäckigkeit.

 

 

Fritz J. Raddatz war ein begnadeter Feuilletonist. Aber was für 

eine Wehleidigkeit in seinen Tagebüchern.

Die Eitelkeit dieser alten Männer ist noch erschreckender als  die   Unbedarftheit ihrer Nachfolger.

 

 

Das Todesurteil über den Schriftsteller Ernst Jünger wurde 

bereits 1937 gefällt, von Jorge Luis Borges: "Sehr bedauerlich, daß dieser Militär beim Schreiben auf jede militärische Knappheit verzichtet. Statt der Lakonie, die seine Doktrin und sein Thema verlangen, gefällt er sich in der eitlen Anhäufung sinnloser Metaphern ..."

 

 

Theologische Frage am Rande: Warum ließen die Götter Ernst Jünger so lange leben? Des unsterblichen Gelächters wegen, als der todgeweihte Kriegergreis sich in den Schoß der katholischen Kirche flüchtete. Warum ließ der liebe Gott ihn so lange leben. Dito.

 

 

"Ich kann mir die Popularität Gottes nur mit der Panik von Atheisten erklären." Vladimir Nabokov

 

 

Thilo Sarrazins Unterstellung, die Deutschen werden immer dümmer, wird durch die Debatte um sein Buch zur Gewissheit.

 

 

Protestkultur, domestizierte. Der stillschweigende Konsens, die Strukturen unangetastet zu lassen.

 

 

Jonathan Meese et al. Noch immer profitieren sie vom Nationalsozialismus, ideell wie materiell. Und die Scham darüber - empfinden sie für andere.

 

 

„LA TORTURA NO ES CULTURA“. Protestbanner der spanischenTierschützer gegen den Stierkampf.

 

 

„Tierschutzgerechte Bolzenschussbetäubung

Stellungnahme des BgVV vom Juni 2001

Tierschutzwidrige Zustände bei der Rinderschlachtung

Videoaufnahmen des österreichischen Tierschutz-Dachverbandes, die im Mai/Juni 2001 im Fernsehen ausgestrahlt wurden, prangerten tierschutzwidrige Zustände bei der Schlachtung von Rindern an. Zwar wurden die Tiere vor dem Einhängen ins Schlachtband mit dem Bolzenschussgerät betäubt. Sie waren aber beim Anlegen des Entblutungsschnittes offenkundig bereits wieder bei Bewusstsein. Sie zeigten spontanen Lidschlag, gerichtete Augenbewegungen und hoben den Kopf. Zudem reagierten die Tiere auf den Entblutungsschnitt mit heftigen Bewegungen und sogar Brüllen.“

Tötungsvideo: http://www.youtube.com/watch?v=PLNickYRxBs

 

 

Bildungsbürgerliches Synonym für Voyeurismus: Kultur des Hinschauens.

 

 

Kollektives Ausschlachten. Und täglich wird ein anderer durch die Arena getrieben. Nicht wenige traben stolz.

 

 

Der gängigste soziale Schmierstoff derzeit? Häme.

 

 

Warum lacht die Hyäne? Um Verstärkung anzufordern. So vertreiben sie den Löwen.

 

 

Warum hast du mich angelogen? Weil ich dachte, du vertraust mir!

 

 

Was für ein Autorensterben derzeit, vor der Zeit. Wer liest noch Handke, Strauß, Grass?

 

 

Ohne gute Leser keine guten Bücher. Das vergessen Autoren zuweilen.

 

 

Gender: Die großen Dichtungen gründen in der Tragik, dass unser Geschlecht nicht wählbar ist.

 

 

Buchwerbung im öffentlichen Raum, großformatig plakatiert: „Er entführt sie. Er quält sie. Er läßt sie langsam sterben …“ Tote Stimmen von Steve Mosby.

 

 

Schlagzeilen, die nicht sonderlich überraschen: Englische Hummeln fliegen auch im Winter.

 

 

Die Volksmeinung gilt hierzulande nichts, wenn sie nicht mit der Meinung der Meinungsmacher übereinstimmt.

 

 

In der Figur des Harald Schmidt ist es dem deutschen Spießer gelungen, sich selbst zum Hofnarren zu machen.

 

 

Ein Blick in Karlheinz Deschners "Kriminalgeschichte des Christentums" - und alles heuchlerische Erstaunen über die jetzigen Untaten der Kirchenmänner erübrigt sich.

 

 

Bernard-Henri Lévy zitiert in seinem jüngsten Buch das Werk eines gewissen Jean-Babtiste Botul, Titel: „Das Sexualleben des Immanuel Kant“. Der Autor ist eine Erfindung des Satiremagazins „Le Canard Enchaîné“. Nein, nicht Bernard-Henri Lévy, Jean Babtiste Botul.

 

 

Nun also eine Biographie über Eva Braun. Der Historikerin Heike Görtemaker gelingt es, so rühmt Elisabeth von Thadden, eine Frau sichtbarer zu machen, „die an der Verfertigung der Figur Hitler aktiven Anteil hatte: durch ihre eigenen Fotos und Filme, aber besonders durch eine Treue, die dem Verantwortlichen für Abermillionen von Morden bis zuletzt erlaubte, an dem wahnhaften Kult um seine Figur festzuhalten. Diese Eva Braun wird man nicht als harmlose Mätresse exkulpieren können. Sie hat Hitler bis zur Eheschließung und der unmittelbar darauffolgenden Doppelselbsttötung als Frau an seiner Seite tätige Unterstützung gewährt. Bis zuletzt hat sie Champagner, teure Mode und Lippenstifte genossen, das ganz Programm, das weder zur nationalsozialistischen Weiblichkeitsideologie passte noch zur erbärmlichen Wirklichkeit.“

Demnächst dann: Helene Maria von Exner, Constanze Manziarly, Christa Schroeder … Und natürlich: Der Film „Eva Braun. Die Frau, die Hitler machte …“

 

 

Was die Literaturgeschichte der letzten dreißig Jahre lehrt? Männer verzweifeln an der Welt, Frauen an ihrem Ego.

 

 

Das Missverhältnis zwischen Bedeutung und Beachtung ist die einzige Konstante im Kulturbetrieb.

 

 

Misogyn sind derzeit nur noch die Frauenzeitschriften.

 

 

Unbemerkt starben hierzulande die Dichter aus. 


 


 

„Was verstehen Sie unter Liebe?“ „Ich verstehe darunter vor allem das aufmerksame Beantwortetwerden durch den Partner, der die persönliche Entwicklung unterstützen kann, weil man sich ihm öffnet.“ Man stelle sich vor, diese Antwort hätte nicht der renommierte Beziehungstherapeut Jürg Willi gegeben, sondern Don Quijote oder Tristan.

 

 

Es gibt keine metaphysische Fallhöhe mehr. Nur noch den Treppensturz.

 

 

What happend to the american dream? It came true.

                                                                                      Watchmen

 

 

Gotteskrieger: „Aus Finsternis soll Licht aufleuchten!“ Diese Bibelstelle fand sich bislang auf den Zielfernrohren zahlreicher Präzisionsgewehre des US-Herstellers Trijicon, die in Afghanistan und im Irak eingesetzt werden.

 

 

„Was für ein Ereignis: Siv Hustvedt erforscht die Medizingeschichte am eigenen Leibe“, applaudiert Elisabeth von Thadden. Als herrschte derzeit Mangel an Autopsie, Hysterie, Entblößungswahn. Symptomsynopsis statt Seelenkunde.

Nicht minder langweilig: Donna Tartt. Literatur um ihrer selbst willen erzählt. Menschenleer.

 

 

Literatur war schon immer Selbstpreisgabe, Prostitution. Der Skandal daran ist die Skandalisierung selbst. Frauendarstellerinnen wie Charlotte Roche, Sarah Kuttner, Helene Hegemann – sie glauben sich vorzuführen, tatsächlich werden sie vorgeführt. Und fallengelassen, wenn ihr Skandalwert erschöpft ist. Besser gesagt: Übertrumpft werden muss.

 

 

Der Begriff „Fräuleinwunder“ offenbart erst jetzt, mehr als zehn Jahre danach, sein ganzes ironisches Potenzial.

 

 

Desgleichen: Pop-Literatur.

 

 

Jede Saison ein Halbdutzend literarischer Jahrhunderttalente.

 

 

Die Literaturpreise sollten verlost werden. Das wäre unterhaltsamer. Und gerechter.

 

 
Die mythologischen, religiösen, geistesgeschichtlichen Hallräume der Literatur sind für die nachfolgenden Generationen verschlossen. Aus der n-dimensionalen ist eine eindimensionale Literatur geworden. Irreversibel.

 

 

Weibliche Serientäter finden sich ausschließlich in der Literatur.

 

 

 

Jedes Leben hat eine existenzielle Pointe. Nur können die wenigsten darüber lachen.

 

 

Das Honorar der Schauspieler ist ein durchaus angemessenes Schmerzensgeld für ihren Verzicht auf Charakter.

 

 

Das hat selbst Hitler nicht verdient. Von Bruno Ganz gedoubelt zu werden.